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AUFRUF

Ohne Limits keine Zukunft

Die Balearen werden vom zunehmenden Massentourismus und der ausufernden Bebauung immer mehr verschlungen. Der Rhythmus der Zerstörung des Landes, der Landschaft, des Lebensraumes vieler Menschen ist mittlerweile unerträglich. Viele Ökosysteme, die über Jahrhunderte das Leben auf den Inseln ermöglicht haben, werden in Siedlungen verwandelt. Wir haben es mit einer Expansion zu tun, die wunderschöne Landschaften und Orte einer reichen und langen Geschichte in seelenlose Orte verwandelt. Der Bebauungsprozess berücksichtigt weder natürliche Ressourcen, das Landschaftsbild, lokale Größenordnungen, historische Ortskerne noch die ursprüngliche Kultur der Inseln.

Während der letzten sechs Jahrzehnte ist auf den Balearen pro Tag im Schnitt ein Hektar Land urbanisiert worden, und der Prozess hält an, angeschoben von einer Ökonomie der unbegrenzten Nachfrage. Wären die Inseln ein Planet, so bräuchten wir sieben weitere davon, um den gegenwärtigen Konsumpegel aufrecht zu erhalten. So verwundert es denn auch nicht, dass die Balearen sämtliche negative Rekorde aufstellen: in Sachen Massentourismus, Wasser- und Energiekonsum, Abfallproduktion, Anzahl der Mietautos, Schadstoffemission, etc. Im Jahre 2016 erleben wir den höchsten Menschenansturm unserer Geschichte, der zudem aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Unsere Fremdenverkehrsplanung sieht ohnehin eine Verdreifachung ihrer Kapazitäten auf über drei Millionen Betten vor. Ein Horizont, der einfach nicht mehr annehmbar ist.

Der Tourismusboom wirkt sich keineswegs positiv auf die Lebensbedingungen der Mehrheit der Inselbewohner aus. Die Preise für Immobilien, Mieten und Grundbedarfsgüter steigen unaufhörlich, während die Löhne, das Familieneinkommen und die Rechte am Arbeitsplatz deutlich abnehmen. Die Jugend des Landes hat kaum Zukunftschancen und muss sich mit Billigjobs im Hotel oder auf dem Bau zufrieden geben. Auf der anderen Seite werden natürlich viele einträgliche Geschäfte auf den Inseln abgewickelt. Gleichzeitig aber gehen wir ökologisch zugrunde und werden immer ärmer. Mit jedem Tag werden wir mehr zu Ausländern in unserem eigenen Land. Es wird immer alltäglicher, dass wir es vermeiden, ans Meer zu gehen oder auf einen der Plätze in unseren Heimatorten, weil einfach alles überfüllt ist und bis zum Exzess ausgebeutet wird. Insgesamt gesehen entstehen schwerwiegende Probleme des Zusammenlebens zwischen Einheimischen und Urlaubern, und wir verlieren alle gemeinsam dabei.

Dieses Modell begünstigt zudem die Korruption, die Abhängigkeit vom Ausland und eine extreme Wasserknappheit. Die Landwirtschaft der Inseln, Produktionsstätten hochwertiger Lebensmittel und einzigartiger Landschaften, verliert immer mehr an Bedeutung. Auf dem Land werden Bäume von Pools ersetzt, Meer und Küste werden privatisiert und verschmutzt. Auch unsere Naturschutzgebiete haben unter dem Massenansturm zu leiden; und die unzureichenden Mittel reichen kaum für ihre Instandhaltung.

Tausende von Inselbewohnern sind während der letzten Jahrzehnte auf die Straße gegangen, um für ein würdiges Leben zu protestieren, das nicht auf der Zerstörung unserer Landschaft basiert. Dutzende von bedrohten Gebieten sind auf diese Weise gerettet worden. Jetzt aber steht alles auf dem Spiel, und die Zeit ist knapp: Nur eine entschiedene Aktion zum Erhalt der Inseln als Ganzes kann den Zerstörungsprozess noch stoppen.

Aus diesem Grunde organisieren wir diesen Aufruf. Wir fordern eine angemessene Antwort auf das Ausmaß der sozialen und ökologischen Krise, in der wir leben. Wir fordern den sofortigen Stopp der übertriebenen Okkupierung des Landes zur Schaffung immer neuer touristischer Unterkünfte und den Verzicht auf den Bau von Infrastrukturen, die ein auf den Konsum von Erdöl basierendes Wachstum schüren. Wir wollen unsere Landschaft erhalten, indem wir sowohl die Küste als auch das Inland nachhaltig schützen. Wir fordern einen Baustopp für neue Häfen, Flughäfen, Golf- und Poloplätze und einen Ausstieg aus Projekten zum Bau von Autobahnen und Hochspannungsleitungen, zugunsten von rationalen Verkehrssystemen.

Wir wollen Demokratie, eine gerechte Verteilung des Wohlstands, Behörden im Dienste der gesamten Bevölkerung, sozialen Wohnungsbau und eine Förderung von ökonomischen Alternativen zum Tourismus. Wir sind nicht mehr bereit, uns nette Worte anzuhören, während wir direkt auf einen ökologischen und sozialen Kollaps zusteuern. Wir fordern eine langfristige Planung als Alternative zu ökologischen Notprogrammen und Raubbau.

Wir wollen die Nachhaltigkeit weiter ausbauen und wissen, dass dieses Ziel nicht um eine Einschränkung des Wohnungs- und Hotelbaus herumkommt. Wir fordern von der Regierung der Balearen und den Inselräten glaubhafte Maßnahmen und einen neuen Rhythmus für die das Territorium betreffenden Programme. Wir, Bürger und Bürgerinnen dieser Inseln, fordern mehr Mut von unseren Regierenden, konkrete Maßnahmen und eine Verpflichtung zugunsten der gesamtgesellschaftlichen Interessen. Wir wollen wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft schöpfen können, und das funktioniert nur mittels konkreter Entscheidungen. Wir wollen und können nicht länger warten. Wir wissen, dass ein Umschwenken möglich ist und dass der Moment dafür gekommen ist. Denn ohne Limits gibt es einfach keine Zukunft.

Randa, 10. September 2016

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2 thoughts on “Deutsch

  1. Hola, si verdat, es mas que triste como ha cambiado Artà entre los ultimos 15 anos…Soy la Iniciadora del mercado del rastro y asi Artà tiene por fin una attraction buena mas que otros pueblos con solo tiendas “decorativas”…Vive la reciclje !!!!! Saludos a tots y fins un altre, Alexandra

    M'agrada

  2. Yo vivo en Arta. Una ciudad con sus tiendas y comercios originales y ahora solo son lugares donde se venden “decoracion” y otras cosas innecesarias que nadie necesita. En Colonia San Pere un investor construye 105 Apartamentos (!). Si veo la depuradora del pueblo……. Además mas ruido, mas basura, mas coches y quien sabe que mas se construirá. Será la prolongacion de Can Picafort. Hubo un incendio en Sa Canova, etc. etc. Podría hablar de mas cosas y mas cosas. Saludos a tots.

    M'agrada

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